werter Herr Manaf Halbouni,
über Kunst läßt sich bekanntlich streiten – und es wäre nicht das erste Mal, daß sich die Präsentation eines schon im Vorfeld hochumstrittenen Projekts mit einem lautstarken Gegenprotest konfrontiert sieht. Insbesondere gilt dies, wenn sich das Kunstwerk an einem historisch bedeutenden Platz wie dem Neumarkt befindet.
Ganz gleich, wie man den Protest vieler empörter Dresdner nun bewertet: Eine demokratische Stadtgesellschaft wie Dresden muß derlei aushalten können. Denn nicht erst seit PEGIDA kennt die Bundesrepublik Deutschland lautstarken Protest jedweder politischer Couleur. Dresden ist eine Stadt mit einer lebendigen und aktiven Zivilgesellschaft. Kunst hat den Anspruch, genau diese Zivilgesellschaft zu Diskussionen anzuregen, wenn ihr die richtigen Intentionen zugrunde liegen.
Soweit so gut? Mitnichten! Denn auf dem Neumarkt steht nun ein Symbol, das nachweislich von einer dschihadistischen Terrormiliz – Ahrar al-Scham – für ihre Propaganda genutzt wurde. Es taugt keinesfalls als Symbol der Völkerverständigung, und es erinnert nicht an „zivile Opfer“. Herr Halbouni, ist Ihnen der Zusammenhang mit den Terroristen von Ahrar al-Scham bekannt oder haben Sie ihn bei Ihren Recherchen zum Projekt übersehen?
Der syrische Fotojournalist Ammar Abdullah, der u. a. für die weltweit größte internationale Nachrichtenagentur Reuters arbeitet, hat am 21. März 2015 ein Foto jener drei Busse in Syrien geschossen, das als direktes Vorbild für das „Monument“ in Dresden dient. Verschiedene große Zeitungen haben das Foto für ihre Berichterstattung genutzt. Auf dem Dach dieser Busse ist die alte Fahne (bis 2015) der Dschihadisten von Ahrar al-Scham klar und deutlich zu sehen. Die Quelle mit dem Originalbild kann hier eingesehen werden: https://widerimage.reuters.com/story/in-the-shadow-of-syrias-snipers
Das bedeutet: Nicht schutzsuchende Zivilisten haben die Busse als Schutz vor Scharfschützen aufgestellt, sondern eine dschihadistische Terrormiliz, die auch in Deutschland als eine solche gilt, nutzte jene aufgestellten Busse als strategische Sperre und militärischen Checkpoint im Kampf gegen die Soldaten der syrischen Regierung.
Ahrar al-Scham ist nicht der „Islamische Staat“ (IS)? Ja. Aber die geistigen Grundlagen des Salafismus in einer extremen, menschenverachtenden Ausprägung sind ähnlich. Minderheiten sollen unterworfen und zum Teil ausgerottet werden, die Frau ist rechtlos, nur die radikal fundamentalistische Auslegung des sunnitischen Islam soll den Alltag aller Menschen regeln! Und diese finstere Vision soll mit barbarischer Gewalt durchgesetzt werden: Die Terrormiliz Ahrar al-Scham war – um nur wenige Beispiele zu nennen – schon 2013 für das Massaker in der Provinz Latakia mit 190 Toten verantwortlich und ist bis heute verbündet mit der radikal-salafistischen Nusra-Front /Dschabhat Fatah al-Scham, dem militärischen Ableger Al Qaidas.
All diese Terrorgruppen kämpfen für die allumfassende Einführung der Scharia und gegen jegliche säkulare Strömungen. Die Bundesanwaltschaft hat am 16. Juni 2015 vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart sogar Klage gegen vier Personen erhoben, „die ausländische terroristische Vereinigung ‚Harakat Ahrar al-Sham al-Islamiya’ [...] unterstützt zu haben (§ 129b i.V.m. § 129a, § 25 StGB).“ Laut Bundesanwaltschaft ist Ahrar al-Scham „eine der einflussreichsten salafistisch-jihadistischen Gruppierungen der syrischen Aufstandsbewegung“. Sie habe es sich „zum Ziel gesetzt, das Regime des syrischen Machthabers Assad zu stürzen und einen allein auf der Scharia gegründeten Gottesstaat zu errichten.“
Werte Herren Hilbert und Halbouni, steht auf dem Dresdner Neumarkt somit ein „Monument“, das – vermutlich ungewollt – einer dschihadistischen Terrormiliz huldigt? Meinen Sie wirklich, dieses „Monument“ ist geeignet, um ein Symbol für Völkerverständigung zu sein?
Die Bürgerinitiative „Ein Prozent“ fordert Sie auf, diesen Fall umgehend aufzuklären und das „Monument“ sofort zu entfernen, sofern sich der Zusammenhang mit dschihadistischen Mördern bestätigen sollte!
Hier kann der Offene Brief heruntergeladen und selbst ausgedruckt werden (beidseitig/doppelseitig):