Die letzten Aktionen der Bürgerinitiative „Ein Prozent“ („40 Gruppen, 40 Städte“) oder der Identitären Bewegung (kreativer Protest vor dem Rathaus in Bad Schlema) haben es gezeigt: Kreativer Widerstand ist möglich, friedfertig und trotzdem kraftvoll – in diesen Tagen ist wirklich keine Zeit mehr, noch ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Einer, der das sowieso noch nie getan hat, ist der „Schockrocker“ unter den aktuellen deutschsprachigen Schriftstellern: Akif Pirincci, der ehemalige Verfasser drolliger Katzenkrimis (Felidae), der seit ein paar Jahren vor allem als politischer Kommentator von sich reden macht. Nach seiner Rede vor PEGIDA im Oktober 2015, wo im Nachhinein ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat skandalisiert wurde, wurde er von allen Seiten geschnitten – seine Laufbahn als Autor sollte ein schnelles, hartes Ende finden. Das ist nicht gelungen!
Ende letzter Woche ist sein neues Buch erschienen, im Verlag des „Ein Prozent“-Initiators Götz Kubitschek. Umvolkung lautet der Titel, es handelt sich um ein kompromissloses Buch. Kubitschek nennt die Publikation dieses Buches einen verlegerischen Widerstandsakt: Das Widerstandsmilieu sei in Deutschland mittlerweile so stark, daß kein Autor mehr mundtot gemacht werden könne. „Dank uns findet eine Zensur nicht statt, und zwar auch nicht in Form der öffentlichen Ächtung eines Autors“, so Kubitschek.
Pirincci hat schon in seinen Werken Deutschland von Sinnen und Die große Verschwulung den alltäglichen Wahnsinn in Deutschland aufs Korn genommen. Besonders die Boulevardblätter haben es ihm mit Gift und Galle gedankt. Umvolkung beschreibt nun aber nicht die Zustände, wie sie jeder im Alltag sehen kann (und auch gerne in derben Worten dagegen anschreien würde), sondern vielmehr, wohin das alles zwangsläufig führen muss.
Pirinccis Lageeinschätzung bleibt: das blanke Unverständnis des Betrachters, der nicht begreifen kann, wie das Volk solche Schandtaten einfach mit sich machen lässt. Vielleicht wird aus seinem Blickwinkel der eine oder andere den Weg ins Chaos, auf dem wir uns befinden, erst richtig sehen können.
„Ein Prozent“ hat sich als aktionistischer Rammbock etabliert, um den Bürgern die Augen zu öffnen und (wie im Zuge der Wahlbeobachtungskampagne im März) endlich einmal klare Verhältnisse zu schaffen. Akif Pirincci ist mit Umvolkung ebenso zu einem literarischen Rammbock geworden: Klare, manchmal ungezügelte Sprache, die die wahren Probleme klar anspricht und den Leser nicht in einer Flut aus Soziologengewäsch und politischen Relativierungen ertränkt. Dass dieses Buch trotz Druck von Medien und Markt erschienen ist, ist ein Akt des Widerstandes – es zu lesen ist genauso einer!
Ellen Kositza, die Literaturredakteurin der Zeitschrift Sezession stellt das Buch übrigens in einer feinen Videobesprechung vor: hier ansehen.
Akif Pirincci: Umvolkung. Wie die Deutschen still und leise ausgetauscht werden, Schnellroda 2016. 160 Seiten, 14 Euro – hier bestellen!