Bisher haben wir bei unserem Podcastformat „Lagebesprechung“ unseren Blick vornehmlich nach Innen gewendet und uns hauptsächlich mit den politischen Geschehnissen auf der deutschen Bühne beschäftigt. Doch die neuste Folge ändert das.
Blick nach Westen
Der Anlaß für diese Extraversion sind die andauernden „Black-Lives-Matter“-Proteste über dem großen Teich und ihre gewalttätigen und bizarren Auswüchse. Die deutschen „Mainstream“-Medien machen nur zu gerne den republikanischen Präsidenten Donald Trump für das Chaos und die tiefen Gräben zwischen den Ethnien und den verschiedenen politischen Lagern in den USA verantwortlich, jedoch befindet sich das Land nicht erst seit der Präsidentschaft Trumps in der Sinnkrise.
Die politischen Konfrontationen der letzten Monate sind das Ergebnis eines schwelenden Konflikts, der sich über Jahrzehnte in der amerikanischen Gesellschaft aufgeladen hat. „Black Lives Matter“ ist eine Bewegung mit Ansage. Schleichend haben sich die Bruchlinien, die durch den geistigen und mengenbezogenen Rückzug der weißen Mehrheit begünstigt wurden, in der amerikanischen Gesellschaft ausgebreitet und verstetigt. Die USA drohen an ihrer zunehmenden ethnischen Fragmentierung zu zerbrechen.
Lautbläser Trump?
Derweil glänzt Trump durch Apathie und klassisch republikanische „Reagan-Politics“, anstatt dem Chaos auf den Straßen mit entschiedener staatlicher Intervention Einhalt zu gebieten. Unterzieht man seine Politik der letzten vier Jahre einer nüchternen Analyse, die auf ans Religiöse grenzende Verehrungsverblendung verzichtet, muss man leider unweigerlich konstatieren, dass die einstige Polit-Hoffnung der amerikanischen – mit Abstrichen auch der europäischen – Rechten auf ganzer Linie enttäuscht.
Zentrale Kernforderungen seiner Präsidentschaftskampagne blieben unerfüllt. Der weiße Wähler des ländlichen Amerikas und des Arbeitermilieus, der auf eine protektionistische, migrationsbegrenzende Arbeitsmarktpolitik und konsequente Schritte gegen die linksliberale Kulturhegemonie hoffte, wurde von Trump fallengelassen.
Dabei geht er außerdem nicht entschieden gegen die politischen Gruppen vor, die insbesondere seine Anhängerschaft angehen – ob durch mediale Schmierenkampagnen oder gewalttätig auf der Straße. Als Ergebnis stehen sich nun milizähnliche Gruppierungen und marodierende Antifas feindlich gegenüber – die jüngste Zuspitzung dieser Frontstellung ist der Fall „Kyle Rittenhouse“.
Quo vadis Amerika?
Warum sollten wir uns mit diesen amerikanischen Querelen beschäftigen? Ganz einfach: Weil alles, was in den USA gedacht, formuliert und politisch umgesetzt wird, entweder direkt über die Bildschirme (Netflix, Amazon Prime etc.) bei uns landet oder Jahre später sich im deutschen Politik- und Kulturbetrieb niederschlägt.
Daher wird es auch für uns entscheidend sein, welchen Weg die USA einschlagen werden. Zerfällt die Großmacht endgültig in ihre Einzelteile oder gibt es Aussichten auf einen zweiten Frühling?
Antworten auf diese Fragen gibt in der neusten Folge Sezession- und Freilich-Autor Nils Wegner. Er beschäftigt sich seit Jahren dezidiert mit der amerikanischen Innenpolitik. Im Gespräch mit uns sortiert er das Geschehen und räumt mit verbreiteten politischen und historischen Mythen auf, die in und außerhalb der USA kursieren.