Die Arbeiter von Siemens erwirtschafteten für das Unternehmen einen Jahresreingewinn von satten 6,2 Milliarden Euro. Zum Dank will der Konzern mehrere Werke schließen und tausende Familienväter vor die Tür setzen. Besonders hart trifft es Sachsen. Wir haben alle Informationen zum Siemens-Skandal zusammengefasst.
Siemens profitiert von „Energiewende“
Das ehemalige Familienunternehmen Siemens hat als börsennotierte Aktiengesellschaft Rekordumsätze erzielt: Allein im Geschäftsjahr 2016/17 betrug der Umsatz gigantische 79 Milliarden Euro! Das Unternehmen befindet sich in keiner wirtschaftlichen Notlage, im Gegenteil:
Vorstandsvorsitzender Josef Kaeser genehmigte sich ein sattes Gehalt von geschätzten 6,5 Millionen Euro - allein für das abgelaufene Geschäftsjahr!
Angeblich soll der stagnierende Markt für Turbinenwerke der Grund für die Massenentlassungen sein. Siemens profitiert vor allem von der sogenannten „Energiewende“: Im Zuge der Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien, wie Windkraft oder Solarstrom, verschenkt der Staat Millionen an Steuergeldern in Form von Subventionen an die Unternehmen.
Mit diesem Steuergeld finanzieren sich die Energiekonzerne Windkrafträder und vergeben so auch mehr Aufträge zum Bau von Windkraftanlagen - beispielsweise an Unternehmen wie Siemens.
Das „Erneuerbare Energien-Gesetz“ (EEG) ist eine gewaltige Umverteilungsmaschinerie: Hart erarbeitetes Steuergeld wird in Manager-Boni verwandelt, während sich die Großkonzerne auf Kosten der Bürger neue Technologien erarbeiten.
Um diese Werke geht es
Die nun anstehenden Werkschließungen sind kein Zufall: Fast alle Standorte produzieren Bauteile für herkömmliche Energieanlagen und fallen der sogenannten „Energiewende“ zum Opfer. Wo bleibt die Dankbarkeit für die Steuermillionen und die Treue zu den Arbeitern in Görlitz und anderen Werken?
Siemens wird mindestens sieben Werke schließen, zusammenlegen oder verkaufen. Die Übersichtskarte verrät, welche Werke und Kollegen von der Entlassungswelle betroffen sind:
Fatale Auswirkungen für den Osten
Am schwersten wird es die Region Görlitz treffen: Durch die Werksschließung werden auf einen Schlag circa 980 Stellen gestrichen. Nach den schmerzhaften De-Industrialisierungswellen der Wendezeit galt das Siemens-Werk als Arbeitsmotor und stoppte die massive Abwanderung aus der Kulturregion.
Damit ist jetzt Schluss: Für jeden gekündigten Arbeitsplatz bei Siemens fallen zwei bis drei weitere Arbeitsplätze in der Zuliefererindustrie weg. Insgesamt stehen jetzt knapp 3.000 Stellen vor dem sicheren Aus. Das muss zwingend verhindert werden!
Die Hiobsbotschaft kam für die Görlitzer aus heiterem Himmel: Nach übereinstimmenden Angaben der Belegschaft seien die Auftragsbücher voll, Grund zur Sorge gab es nicht. Die gesamte Belegschaft erfuhr von der Schließung des Werkes aus den Medien - aus der Geschäftszentrale in München traute sich kein Manager von Siemens nach Görlitz.
Auch im Leipziger Werk scheint die Begründung fadenscheinig: Das von Siemens erst 2006 übernommene Werk produziert, im Gegensatz du den anderen betroffenen Standorten, kaum Bauteile für Kraftwerke. In den letzten sieben Jahren hätte das Werk nur ein Bruchteil der Aufträge für neue Technologien produziert.
Die etablierten Medien sorgen sich angesichts der bevorstehenden Massenentlassungen jedoch nicht um das Schicksal der Arbeiter und Angestellten, sondern befürchten, dass dies nur den vermeintlich Rechten nützen könne (ein Artikel dazu befindet sich hier). Wie das Wirtschaftsblatt ManagerMagazin unter Berufung auf Insider berichtet, soll die Werksschließung „wegen des beunruhigenden Wahlerfolgs der AfD in Ostdeutschland noch intensiv diskutiert“ werden (zum Artikel geht es hier).
Sozialer Kahlschlag ohne Konsequenzen
Ernsthafte Konsequenzen für diesen sozialen Kahlschlag muss Siemens nicht fürchten: Die etablierte IG Metall nannte die Stellenstreichungen lediglich „inakzeptabel“. Massenentlassungen eines so großen Unternehmens mit Milliardengewinnen und satten Manager-Boni in Millionenhöhe sind nicht nur „inakzeptabel“, sondern eine historische Schande für das deutsche Traditionsunternehmen.
Eine effektive Gegenwehr der Gewerkschaft könnte schnell organisiert werden: Einigen sich Vorstand und Arbeitnehmervertreter nicht, könnten die Arbeiter nach einer Urabstimmung in den Streik treten. Die Arbeiter sitzen dabei stets am längeren Hebel! Ein Streik bedeutet Produktionsverzögerungen und damit schmerzhafte Einschnitte in die Unternehmensgewinne, die im Zweifelsfall nicht im Geldbeutel des Arbeiters, sondern stets nur bei den Managern ankommen.
Genau das will das Establishment verhindern. Ob es wirklich zu den angedrohten Streiks der etablierten Gewerkschaften kommt, ist fraglich.
So geht es nicht weiter
Zu verlieren gibt es für die Arbeiter an diesem Punkt nichts mehr: Die Schließung der Werke Görlitz und Leipzig ist besiegelt, ohne entschlossene Gegenwehr wird es dabei bleiben. Sollten die Siemens-Mitarbeiter in den Werken Berlin, Mühlheim und Offenbach ebenfalls tatenlos bleiben, kann Siemens diese Massenentlassung ohne Probleme durchführen und wird auch in Zukunft weitere Kollegen ohne Vorwarnung nach Hause schicken.
Auf der kommenden COMPACT-Konferenz am 25. November 2017 in Leipzig wird „Ein Prozent“ konkrete Maßnahmen vorschlagen, um den Arbeitern und Angestellten - bei Siemens und in allen anderen Unternehmen - den Rücken zu stärken!