Das Hobby zum Beruf machen – nicht jedem ist das vergönnt. Doch Heinrich Mahling, identitärer Aktivist und Verbindungsstudent, hat genau das vor. Sein Projekt: ein eigenes Antiquariat, ein Umschlagort für „alte Bücher“. Uns, also der Bürgerinitiative „Ein Prozent“ ist Mahling freundlich verbunden, er und „Ein Prozent“-Leiter Philip Stein gehören beide der Marburger Burschenschaft Germania an. Ein Antiquariat mutet erst einmal profan an, doch es ist wichtig, dass junge Patrioten auch außerhalb der Partei Fuß fassen, Projekte aufbauen und – auf gut Deutsch – Geld verdienen. Doch das Antiquariat „Zeitenstrom“ soll mehr sein als nur das. Deswegen haben wir den Gründer Heinrich Mahling zum Gespräch gebeten.
Ein Antiquariat ist also ein Hort für alte Bücher. Erklär‘ mal: Wer braucht denn noch alte Bücher?
Nun, „brauchen“ ist ein dehnbarer Begriff. Viele Zeitgenossen brauchen nichts weiter: Die Grundbedürfnisse sind erfüllt, der wohlige Platz in der sozialen Herde gefunden und die Frage nach der persönlichen Entfaltung ist nach der Lektüre des Ikea-Einrichtungskatalogs auch abgeschlossen – etwas salopp runtergebrochen, aber die Stromlinienförmigkeit des modernen Mitmenschen ist in der Tat erschreckend.
Bücher werden immer von denen gebraucht werden, die mehr wollen und die wissen, dass unsere Welt trotz allen Nützlichkeitsdenkens und aller Oberflächlichkeit immer noch Geheimnisse, Schönheiten, Rückzugsorte, große Erzählungen, Träume und Vorbilder verbirgt – nicht wenige finden sich in alten Büchern, die wie Zeitkapseln ganze Welten konservieren können. Als Antiquariat sehen wir unsere Aufgabe auch darin, wieder Zugänge zu diesen Welten zu schaffen.
Wie bist du dazu gekommen, ein Antiquariat zu eröffnen?
Soweit ich denken kann, haben mich Dinge aus der Vergangenheit interessiert, freilich das eine mehr als das andere, und als junger Mensch saugt man ja auch erstmal viele Eindrücke auf, ohne diese gleich einordnen zu können. Ich glaube, der Besuch der Klosterbibliothek Sankt Gallen – eine der ältesten Bibliotheken der Welt – war eines dieser großen Erlebnisse, welches sehr tief griff und langfristige Weichen gestellt hat. Aber die Frage zielt ja mehr nach der Chronologie der Antiquariatsentstehung ab, nun will ich doch darauf konkreter eingehen.
Auch wenn ich vorher schon einige Bücher als Gelegenheitskäufer sammelte, begann es im größeren Stil so vor etwa drei Jahren: Ich suchte ein bestimmtes Buch – „Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus“ von Carl Schmitt – und weil ich zu dem Zeitpunkt sehr knapp bei Kasse war, durchwühlte ich ebay und ähnliche Portale. Mich erschreckte, mit welcher unfassbaren Primitivität einige (zumeist private Händler) mit den Bücherschätzen ihrer Vorfahren umgingen. „Alte Rechtschreibung !!!“ hatte jemand ungelogen mit Kugelschreiber auf die Titelseite einer Erstausgabe von Goethes Werk „Die Mitschuldigen“ von 1787 geschrieben, andere tauschten Bücher gegen Colaflaschen, wieder andere beschrieben ihre Bücher lediglich mit Kilopreisen, so als wollten sie Zement verkaufen. Ich fragte mich, ob dieser Kulturzerfall ein unabwendbarer Prozess unserer Zeit ist.
Doch dann entdeckte ich ein weiteres Werk der „Konservativen Revolution“ in früher Auflage und schlug natürlich sofort zu, ich stöberte weiter und fand immer mehr. Von da an war das Jagdfieber geweckt. Ich erweiterte meine kleine, private Bibliothek Stück für Stück, soviel, wie die Kriegskasse eben zuließ.
Mit der Zeit wurde es immer mehr und irgendwann war klar, dass ich über meinen Verhältnissen leben würde, wenn ich diese Sammelei in dem Stil weiter betreibe. Erste Überlegungen zur Gründung eines kleinen Nebengewerbes mit dem alleinigen Ziel der Finanzierung meines Hobbys folgten. Alle kleinlichen Denkschranken wurden auf einmal gesprengt, als ich an einem heiteren Tresenabend das Angebot eines Bekannten annahm, ihm seine über Jahrzehnte aufgebaute Büchersammlung für einen nicht geringen Preis abzukaufen. Ab da wurden Nägel mit Köpfen gemacht: Firmengründung, Finanzierungskonzepte, die Suche nach geeigneten Softwarelösungen und schließlich die Entwicklung der Webseite und der Kauf weiterer Sammlungen. In den letzten Wochen und Monaten wurde es natürlich sehr hektisch. Mit etwas Verspätung konnten wir dann aber nun gestern endlich eröffnen.
Was ist das Besondere an deinem Antiquariat?
Ich glaube, ich kenne kein Antiquariat, welches eine so großartige, seelenverwandte, oft auch freundschaftlich verbundene Kundschaft hat wie unseres – und das, obwohl wir ja gerade erst eröffnet haben. Die Flut an positiven Nachrichten und Glückwünschen, die mich seit gestern erreicht hat, hat mich dankbar, optimistisch und stolz werden lassen. Unser Milieu ist stark und vital, das sieht man immer wieder. Wir sind als Antiquariat nicht auf Amazon zur Existenzsicherung angewiesen, wir brauchen keine schrille Massenware, wir brauchen nicht den Ausverkauf deutscher Kulturgüter ins Ausland als Geschäftsgrundlage – wir haben ausgesuchte Bücher für die richtige Kundschaft.
Brücken zum „Zeitenstrom“ gibt es sicher viele: Ob uralte Märchen, von Generation zu Generation weitergegeben, packende Erlebnisberichte von Feldgrauen aus allen Epochen, Bildbände zur Kulturgeschichte, jahrhundertealte Drucke in frühneuhochdeutscher Sprache, Liedersammlungen, Gedichtbände oder Weltliteratur – wer seine Kultur verteidigen möchte, muss wissen, was er verteidigt und der Suchende wird bei uns fündig.
Bald ist Weihnachten. Welche Bücher aus deinem Antiquariat würdest du selbst verschenken?
Nun, wir haben ein großes Sortiment an Büchern in der Preisspanne zwischen 10 und 20 Euro, beispielsweise aus der wunderschönen Reihe „Die blauen Bücher“ – jeder Band behandelt einen anderen Aspekt der deutschen und europäischen Kulturgeschichte, die Titel lauten etwa „Innenräume deutscher Vergangenheit“, „Der deutsche Ritterorden und seine Burgen“, „Ehrenmale des Weltkriegs“, „Der künstlerische Tanz unserer Gegenwart“ usw. – von denen sind auch schon viele verkauft. Dann natürlich die Kinderbücher und Sagenbände: Die Gebrüder Grimm, Wilhelm Hauff, Ludwig Bechstein – unsere Kultur ist von Mythen und Sagen durchwebt, wer seinen Kindern vorlesen möchte, sollte den „woken“ Schund aus den heutigen Buchhandlungen nicht anfassen.
Und dann wäre natürlich die große Sammlung an Militaria-Literatur zu nennen, die ja einen nicht unerheblichen Kern unseres Sortiments ausmacht – da dürfte auch für jeden Geldbeutel was dabei sein, von populären Romanen bis hin zu exklusiven Sammlerstücken.
Und welches Buch würdest du am liebsten nie wieder hergeben?
Nun, diese Frage ist nicht schwer zu beantworten: Den berühmten ersten Druck des Lieds der Deutschen als Flugblatt natürlich. Es kann einen nur eine tiefe Ehrfurcht ergreifen bei dem Gedanken daran, auf wie viele Millionen Menschen dieses Lied gewirkt hat, wie viele es einst mit Stolz sangen, zu welchen Heldentaten es Männer bewegt hat und welch schwerer Mantel der Geschichte auf ihm liegt. Dieses Druckwerk würde ich am liebsten einem Museum übergeben, das erst noch errichtet werden muss, damit es diese Aufgabe würdevoll übernimmt. Ein ernsthafter Kulturfreund, der schwört, mit diesem Schatz verantwortungsvoll und sorgsam umzugehen, wäre mir aber auch recht. Klar ist: Dieses Lied ist selbstverständlich für den Verkauf ins nichtdeutschsprachige Ausland gesperrt.