Frankreich in der Multikulti-Mühle

„Frankreichs Multikulti-Mix: Das große Versprechen“ titelte „sport.de“, „Frankreich gewinnt WM-Titel mit Multi-Kulti-Truppe“ war die Überschrift bei „Eurosport“. Die Botschaft ist klar: „Vielfalt“ ist gut und Multikulti auf der Gewinnerspur. Um Sport geht es dabei nicht, denn „wie schon vor 20 Jahren wirkt das Team wie ein Versprechen im Kampf gegen Rassismus“. Schließlich macht Frankreich in Sachen Multikultur sonst nur mit islamistischen Anschlägen, Ausländerkrawallen oder mit Horrormeldungen aus den Banlieues Schlagzeilen. Dennoch ist es diversen Kommentatoren nicht zu blöd, den sportlichen Erfolg der französischen Nationalelf zum Beweis für den Erfolg der multikulturellen Gesellschaftsutopie zu erklären. Die Massenausschreitungen anlässlich des WM-Sieges durch Migranten werden dabei unter den Teppich gekehrt. Der ehemalige US-amerikanische Präsident Barack Obama etwa ließ diese Schattenseiten unbeachtet und nannte die französische Nationalmannschaft ein Beispiel für den Erfolg einer „vielfältigen Gesellschaft“. Höchste Zeit daher, einen kritischen Blick auf die Zustände in Frankreich zu werfen.

Frankreich und die Migration – eine lange Geschichte

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Frankreich im Zuge des Industrialisierungsprozesses verbunden mit einer sinkenden Geburtenrate einen Mangel an Arbeitskräften. Was in den letzten Jahrzehnten eine Regelerscheinung in Westeuropa darstellte, war damals noch die absolute Ausnahme. Daher schloss Frankreich schon weitaus früher als andere europäische Staaten Anwerbeabkommen für Arbeitsmigranten, darunter mit Italien (1919), Polen (1919), der Tschechoslowakei (1920) und Spanien (1932). Bereits zu Beginn der 1930er Jahre war Frankreich, in absoluten Zahlen gemessen, das zweitwichtigste Einwanderungsland nach den USA geworden. Schon damals stellten Ausländer 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung der „Grande Nation“.

In den 1950-60er Jahren wiederum schloss Frankreich erneut bilaterale Abkommen, diesmal auch mit Marokko (1964), Tunesien (1964), der Türkei (1965) und Jugoslawien (1965). Gleichzeitig kam es aufgrund der Dekolonialisierung und im Zusammenhang mit dem Algerienkrieg zu einer enormen Zuwanderung von Algerien-Franzosen und pro-französischer Algerier. Somit stieg der Ausländeranteil immer weiter an. Das Ende der Anwerbungsprogramme 1974 führte aber nicht zur Rückkehr der Migranten in ihre Heimatländer, sondern viel mehr zur Familienzusammenführung.

Verbunden mit immer weiter gelockerten Einwanderungsgesetzen, dem Bereits 1889 eingeführten „ius soli“ (wonach die Kinder von Ausländern mit 18 automatisch die französische Staatsbürgerschaft erhalten), der französischen Staatsbürgerschaft für Einwohner von Überseegebieten und teilweise ehemaligen Kolonialgebieten sowie dem Legalisierungsprogramm für illegale Ausländer im Jahr 1997 führte dies dazu, dass mittlerweile über 20 Prozent der Bevölkerung Frankreichs einen Migrationshintergrund haben, Tendenz steigend.

Banlieues: Orte der Gewalt

Über die Landesgrenzen hinweg machen vor allem die Banlieues Frankreichs immer wieder Schlagzeilen. Dabei handelt es sich um mittlerweile hauptsächlich von Migranten bewohnten Hochhaussiedlungen außerhalb der Stadtkerne. Zu ersten Unruhen in einer Banlieue kam es bereits 1981: Nach einer Verfolgungsjagd zwischen Kriminellen und der Polizei brannten mehrere hunderte Fahrzeuge in Banlieues in Lyon, Paris und Marseille. Das war der Startschuss zu einer chronischen Serie von Ausschreitungen, deren Höhepunkt wohl der Herbst 2005 war. Fast einen Monat lang lieferten sich v.a. ausländische Jugendliche in den Banlieues Straßenschlachten mit der Polizei, dabei wurden mehr als 10.000 Fahrzeuge angezündet und hunderte öffentliche Gebäude wie Schulen, Rathäuser und Polizeidienststellen zerstört. Auslöser war der Tod zweier Jugendlicher aus dem Maghreb, die sich bei der Flucht vor der Polizei in einem Trafohäuschen versteckten und dabei an einem Stromschlag starben. Erstmals seit dem Algerienkrieg rief die Regierung wieder den Ausnahmezustand aus. In den letzten Jahren kam es zu zahlreichen weiteren Ausschreitungen, etwa 2007, 2010 und 2012, welche jeweils von einer steigenden Gewaltbereitschaft geprägt waren. Viele Banlieues gelten mittlerweile als No-Go-Areas für Franzosen.

Doch auch abseits der großen Krawalle gelten die multikulturellen Banlieues als Schwerpunkte der Kriminalität und Gewalt. Auf Seite 9 der Druckausgabe schrieb „Die Welt“ bereits am 10.11.2005: „Die gegenwärtigen Unruhen [im Jahr 2005] sind nur eine zeitweilige Extremform des ganz normalen Lebens der französischen Unterschicht und der Einwanderer-Vorstädte. Selbst wenn es keine Unruhen gibt, sind die Vorstädte voller abgebrannter Autos. Drogenhandel auf offener Straße […] sind an der Tagesordnung.“ Seitdem ist die Lage nicht besser, sondern sogar schlimmer geworden. Erst Anfang Juli kam es im westfranzösischen Nantes zu schweren Ausschreitungen, nachdem ein 22-jähriger Migrant durch einen Polizisten, der seinen Kollegen schützen wollte, angeschossen wurde und seinen Verletzungen erlag. In einem Kommentar für die französische Zeitung „Figaro“ schreibt der Journalist Ivan Rioufol: „In Nantes wie andernorts erlaubte die Indifferenz der staatlichen Autoritäten, dass sich eine mehrheitlich muslimische Gegenkultur in ihren Territorien etablieren konnte. […] Polizisten und Gendarmes werden meist als Besatzer wahrgenommen.“

Islamisierung und Ausnahmezustand

Ein Hauptteil der Einwanderer in Frankreich sind Muslime. Nicht weiter verwunderlich, dass Frankreich mittlerweile über 2.147 Moscheen und andere islamische Gebetsorte verfügt. Frankreich gilt gleichzeitig auch als Hort des Islamismus in Europa, die Regierung registriert mehr als 9.300 „gewalttätige radikale Islamisten“. Gleichzeitig stellte Frankreich mit mindestens 627 Islamisten das größte Kontingent unter den mehr als 5.000 Dschihadisten, die von Europa zu islamistischen Milizen im Nahen Osten gereist sind. Seit 2012 kam es in Frankreich zu 24 islamistischen Attentaten mit 246 Toten und 816 Verletzten, was den traurigen Spitzenwert in Europa bildet. 512 Personen sitzen in Frankreich wegen terroristischer Aktivitäten in Haft.

Doch das ist nur die eine Seite der Islamisierung, in manchen Städten gibt es nur noch Halal-Schlachtereien, öffentliche Freitagsgebete – bei denen die Betenden die Straßen versperrten – mussten gesetzlich genauso wie die Vollverschleierung verboten werden. „Die islamistische Radikalisierung bedroht unsere Gesellschaft“, musste mittlerweile auch der Premierminister Philippe eingestehen.

Realer Alptraum statt Wunschdenken

Die letzten zwei Jahre herrschte in unserem Nachbarland der sechsmal verlängerte Ausnahmezustand. Inzwischen wurde dieser durch weitreichende Anti-Terror-Gesetze abgelöst. Die Wahrheit über die multikulturelle Gesellschaft in Frankreich ist erdrückend: Massenausschreitungen, patrouillierende Soldaten an Bahnhöfen und Innenstädten, islamistische Radikale und immer größer werdende No-Go-Areas für Franzosen. Für viele Franzosen ist der multikulturelle Traum längst zu einem Albtraum der Gewalt, Kriminalität und Angst geworden…

 

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