Wenn man den Medienberichten folgt, ist Philipp Amthor der Gottfried Curio der CDU. Mit gerade einmal 25 Jahren ist er der jüngste Abgeordnete seiner Partei. Deshalb und aufgrund seines selbstsicheren und gewandten Auftretens gilt er als der Hoffnungsträger einer Partei, die sich mir ihrer linksliberalen Agenda längst im Fahrwasser der Grünen bewegt. In der politischen Debatte gibt Amthor sich betont konservativ, was ihm den Ruf des „AfD-Schrecks“ einbrachte. Doch wie viel AfD steckt wirklich in ihm?
Medienliebling und Besserwisser
Die Medien lieben Amthor. In seinen Reden arbeitet er sich regelmäßig an der AfD ab. Er scheut auch nicht die Konfrontation mit erfahrenen Politikern wie Albrecht Glaser. Irgendwie hat er zu jedem Thema etwas zu sagen. Damit ist der Jungpolitiker prädestiniert für eine Medienlandschaft, die nach Spektakel und Konfrontation giert. Er betont, dass die AfD eine demokratisch legitimierte Partei sei, die man ernst zu nehmen habe. Trotzdem würde die AfD nicht aufgrund ihrer Positionen gewählt, sondern diene lediglich dazu, dem Unmut der Wähler Ausdruck zu verleihen. Er wolle die AfD-Wähler „zurückgewinnen“, so der Unionspolitiker.
Bekanntheit erlangte er, der von sich selbst sagt, dass er manchmal zur Besserwisserei neige, mit einer Rede zu einem AfD-Antrag, der das Verbot der Vollverschleierung durchsetzen wollte. Amthor spricht darin vom Rechtsstaat, von der „Wertekultur“, vom politischen Islam, der „unsere offene Lebensweise“ bedrohe. Er vergisst auch nicht zu betonen: „Überall, wo es rechtlich möglich ist, werden wir uns der Vollverschleierung entgegenstellen.“ Man könnte meinen, dass hier ein AfD-Abgeordneter zu Wort kommt, doch Amthor ist Mitglied jener Partei, die maßgeblich an der Grenzöffnung im Jahr 2015 beteiligt war. Dennoch lehnte er den Antrag ab. Detail am Rande: Selbst Jan Böhmermann spendete ihm für seine Rede Beifall.
Spitzname „Merkel-Bubi“
„Wir alle wollen Erfolge für Deutschland erzielen“, sagt Amthor im „Neon“-Interview und meint damit auch explizit Angela Merkel. Berechtigterweise kann (oder muss) man in diesem Fall an seinem Erfolgsverständnis zweifeln. Ist der Zuzug von Millionen Migranten, die steigende Terrorgefahr, Hunderte Menschenleben, die auf das Konto der Multikulti-Lobbys gehen, ein „Erfolg für Deutschland“? Amthor ist ein Merkel-Apologet. Auch wenn er es im „Asylstreit“ mit der Seehofer-Partei hielt (zu Seehofers „Masterplan Migration“ geht es hier lang). Zu seinen Stärken zählen auch messerscharfe Analysen: „Es entspricht dem Mehrheitswillen der Bevölkerung, dass Flüchtlinge, die bereits in anderen europäischen Ländern ihr Asylverfahren begonnen haben, und Flüchtlinge, die keine Passpapiere haben, dass die nicht einfach in unser Land marschieren.“ Und ganz nebenbei entspricht das auch den geltenden Gesetzen in unserem Land.
Amthor betont, dass die Fähigkeit zur Selbstkritik wichtig sei. Hinsichtlich seiner eigenen Partei ist er jedoch nachsichtig. Er bemängelt einerseits das Vorgehen der Bremer BAMF-Leiterin, die ihre Moral höher als geltendes Recht gestellt habe, andererseits verbittet er sich Kritik am Handeln der Bundeskanzlerin, die wiederum eine „humanitäre Notsituation“ über geltendes Recht stellte. Paradoxerweise kein Fall für die „Nachwuchshoffnung der CDU“. Er begleitete Merkel schließlich schon mit 16 Jahren auf Wahlkampftour.
Kein Nonkonformist
Die Journalisten überschlagen sich in ihren Versuchen, das Phänomen Amthor am treffendsten zu beschreiben. Doch Amthor besticht nicht durch seine Positionen, sondern gerade durch seinen Konformismus. Er ist eben kein Einwanderungsgegner, kein Populist oder Macher, sondern ein Parteisoldat, ein Kind oligarchischer Parteistrukturen und Erfüllungsgehilfe einer Politik, die sich gegen das Volk wendet. Das zeigt auch sein Abstimmungsverhalten im Parlament: Er befürwortet den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte, stimmte für die Verlängerung der Bundeswehr-Auslandseinsätze, für die Diätenerhöhung der Abgeordneten und gegen eine Verschärfung der Grenzkontrollen.
Neben seiner Abgeordnetentätigkeit arbeitet der Jurist, der aus Ueckermünde stammt, an seiner Dissertation. Gleichzeitig ist er als freier Mitarbeiter für die Wirtschaftskanzlei „White & Case“ tätig und fungiert als Mitglied in den Ausschüssen für Angelegenheiten der Europäischen Union und für Inneres und Heimat.
Keine Gefahr für die AfD
Alles in allem ist Philipp Amthor keine Gefahr für die patriotische Opposition. Er macht keinen Hehl aus seiner Unterstützung für den bisherigen Unionskurs. Deshalb wird er kaum dazu in der Lage sein, das „konservative“ Profil der CDU zu schärfen. Auch in seiner Einschätzung der Möglichkeiten, AfD-Wähler wieder zur CDU zu bringen, liegt er falsch. Die AfD hat sich längst als erfolgreiche Oppositionspartei im Parlament etabliert. Als einzige Partei im Bundestag kann die AfD ihre Ablehnung der herrschenden Zustände glaubhaft vermitteln.