Man ist von den etablierten Parteien und ihren Spießgesellen ja schon einiges aus den Sozialen Netzwerken gewohnt. Da schimpft und tiriliert der Rohrspatz Ralf Stegner regelmäßig an vorderster Twitterfront. Manuela Schwesig interessiert sich mehr für „Team Gina Lisa“ als für Silvester in Köln und möchte unliebsame Kommentare durch eine Hate-Speech-Taskforce löschen lassen und die SPD versucht mit einer inszenierten Kampagne für ihren 100-%-Kandidaten Martin Schulz Stimmen zu generieren, während der die Eigenwerbung im realen Leben auch gern selber in die Hand nimmt.
In diese illustre Runde gesellt sich nun auch Bodo Ramelow, der nicht nur die Geschicke des Landes Thüringen höchstselbst verwaltet, sondern offensichtlich auch seine Facebook-Seite. Betrachtet man selbige eingehender, so wird, neben der innigen Liebe des Ministerpräsidenten zum Karneval, vor allem eines deutlich: Bodo Ramelow ist ein volksnaher Politiker, der sich nicht zu schade ist, sich in den direkten Bürgerdialog zu begeben – und sei es in den Untiefen der Kommentarspalten.
Fischer, bleib’ bei Deinen Netzen
Dort erfährt man viel über den 61jährigen: Seine Vorfahren waren vor ihrer Vertreibung Fischer an den Masurischen Seen, sein Lieblingslied heißt Ave Maria Salam Shalom und mit den gleichen Worten antwortete er auf folgende Ergüsse eines augenscheinlich aus seiner präferierten Wählerschaft stammenden Kommentators:
Überhaupt: Devot ist er, der Bodo. Die Ankunft hunderter „notleidender Familien“ kommentierte er mit den Worten „Das ist der schönste Tag meines Lebens“, die Ankommenden begrüßte er mit dem arabischen „Inschallah!“ und auch sonst gibt Ramelow sich gnädig: Auf seinen Umgang mit Obdachlosen angesprochen schreibt er:
„Ich serviere regelmäßig Essen und verneige mich dabei um den Teller übergeben zu können. Oder führe Gespräche auf gleicher Augenhöhe.“
Unser Bodo Ramelow, der hat sogar für die eigenen Landsleute hin und wieder Zeit. Chapeau! – Oder besser Inschallah?
Allerdings bleibt festzuhalten, dass Ramelow sich in Sachen Autorität nicht so ganz entscheiden kann. Die Verschärfung der amerikanischen Einreisegesetze durch Präsident Donald Trump gefiel ihm gar nicht. Sie erinnerte ihn, wie die Zuweisung der Restaurantplätze in amerikanischen Etablissements, an die DDR.
Der eigene Hoheitsbereich jedoch, seine persönliche Kommentarspalte, ist ihm heilig. Womöglich erhofft er sich einen Safe-Space schwesigscher Prägung, jedenfalls bat er höflich darum, das Kommentieren auf seiner Seite tunlichst zu unterlassen: „Trollt Euch einfach und macht bloss einen Bogen um diese Seite!“
Von „Moshe“ und „Schmuckminaret“ bis hin zur „Achmadiyya Gemeinde“
Von der „Achmadiyya Gemeinde“ (sic!) hält der rote Bodo indes viel, obgleich die Sprachbarriere ihm noch ein wenig zu schaffen macht, wie z. B. dieser Beitrag zeigt. Zugegeben, einem so frommen Christen (zumindest wird sich so generiert) kann man solcherlei schwerlich übelnehmen. Einem Ministerpräsidenten allerdings kann man die Beschäftigung eines Social-Media-Teams zutrauen, das mehr auf dem Kasten hat, als seinem Chef zum Geburtstag zu gratulieren und ihn sonst offensichtlich mit der Tastatur allein zu lassen.
Trotzdem: Der Dialog der Religionen ist ihm eine Herzensangelegenheit, dem 100-Moscheen-Plan der Ahmadiyya-Gemeinde begegnet er mit offenen Armen:
Der Ministerpräsident – ein Visionär und ein Träumer
Eine Sache gibt es jedoch, die ist dem LINKEN-Politiker Ramelow ein Dorn im Auge: Die zunehmende Weißglut, zu welcher ihn der zivile Ungehorsam der Bürger für Erfurt treibt, hat inzwischen halluzinogene Ausmaße angenommen. So deliriert er wahlweise seine Kollegin Claudia Roth in den Kultfilm „Das Leben des Brian“ hinein, oder gibt ganz offen zu:
„In meinem Kopf entstehen Bilder von Haken am Kreuz oder brennenden Kreuzen mit weißen Männern drumherum“.
Wir wünschen Bodo Ramelow in den kommenden Wochen und Monaten alles Gute und vor allem eine rasche Genesung, man läuft sich bestimmt mal über den Weg. Was sein Verhalten bezüglich des friedlichen Widerstands der Erfurter Bürger angeht, halten wir es daher mit den Worten des – wenn auch nicht größten – so doch zumindest lustigsten Ministerpräsidenten aller Zeiten, die er derzeit unter jeden seiner Facebook-Beiträge schreibt:
„Da werden sich die Vorstandsmitglieder vom Verein 1% sich (sic!) wohl noch lang daran erinnern können!“
Lieber Bodo, das hoffen wir doch.
Bild: „Bodo Ramelow (2013)“ von DiG / TRIALON. Lizenz: CC BY 3.0
Jaja der Bodo! Da bemüht er Kölner Anwälte. Die in Erfurt oder Jena wollten wohl nicht? Mainzer wären passender gewesen. Erfurt gehört doch schon immer zum Erzbistum und wird fremdverwaltet :-)