Während die Polizeieinsätze noch liefen und Menschen in den Krankenhäusern behandelt wurden, kamen sie schon aus ihren Löchern gekrochen, die ekelhaften Opportunisten, die aus einer schrecklichen Bluttat politisches Kapital schlagen wollen und einen geisteskranken Mörder zu ihrem Komplizen machen.
Die vermeintlichen Experten
Um 14:50 Uhr, noch vor Ende des Polizeieinsatzes und vor jeder Beileidsbekundung, twitterte der selbsternannte Rechtsextremismusexperte Matthias Quent, der in Thüringen das extra eingerichtete, steuerfinanzierte „Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ)“ der verrufenen Amadeu Antonio Stiftung leitet, und versuchte die Stimmung in Richtung Neuer Rechte zu lenken. Die Reaktion vieler Twitter-Nutzer: Entsetzen und Abscheu. Doch auch das störte Quent nicht. Er twitterte weiter in Sinn seiner verqueren Weltsicht.
Auch andere, bereits vergessene „Experten“ melden sich zurück. Der Publizist Michel Friedman, der wegen Vorwürfen um Drogenmissbrauch und Prostitution lange aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden war, meldet sich zum Vorfall und gibt der AfD eine Mitschuld an dieser widerlichen Tat. Belege hat er keine, dennoch treibt er seine persönliche Agenda voran.
Altparteien: moralisch am Ende
Doch nicht nur von ganz links und aus der politischen Vergangenheit wird nicht einmal 24 Stunden nach der Tat politischer Missbrauch betrieben. Auch die Altparteien, die unter schwindenden Zustimmungswerten und Mandatsverlusten zu leiden haben, nutzen den Amoklauf des gewissenlosen Mörders.
Der CSU-Innenminister von Bayern, Joachim Herrmann, macht die AfD mitverantwortlich. Seine Parteifreundin Andrea Lindholz, Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestages, fordert bereits Stunden nach der Untat mehr Onlineüberwachung aller Bürger.
Der SPD-Kandidat um den Vorsitz der angeschlagenen SPD und Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach stellte bereits während des laufenden Polizeieinsatzes eine direkte Verbindung zwischen Mörder und der Oppositionspartei AfD her und sprach von einer „großen Mitschuld“. Ähnlich politisch verwerflich verhielten sich die CDU-Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schleswig-Holstein, Karin Prien, die der AfD ebenfalls eine Mitschuld gibt. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende aus Bremen, Martin Günthner, bezeichnete die AfD als den „parlamentarische Arm des militanten Neonazi Terrors“ und der Generalssekretär der Bayern-SPD, Uli Grötsch, setzt die „Saat“ der AfD mit Judenverfolgung gleich. Dies sind nur einige verstörende Beispiele von vielen.
Viele Bürger widert diese Art der politischen Auseinandersetzung nur noch an. Man bekommt das Gefühl, dass man bei den Altparteien und im politischen Mainstream geradezu aufgeatmet hat, als sich herausstellte, dass es sich bei dem Täter mal nicht um einen Islamisten oder Linksextremisten handelt und dass man das Attentat nun umso derber und empathieloser missbrauchen kann.
Wie umgehen mit solchen Taten?
Als Bürgerbewegung versuchen wir dem Grauen mit Sachlichkeit zu begegnen, wie im Fall des kürzlich erfolgten LKW-Anschlags in Limburg. Wir sammeln Fakten und verweisen auf grundlegende Recherchen.
Manchmal werden wir auch selbst aktiv, wie nach dem schrecklichen Attentat auf dem Breitscheidplatz in Berlin. Wir versuchen deutlich und mit der notwendigen Würde zu reagieren und mahnen an, wenn die Politik Opfer verschiedener Rangordnungen schafft.
Der begeisterte HFC-Fan Kevin S., die hinterrücks ermordete Hallenserin Jana L., die Verletzten und alle Angehörigen sollten nicht für eine politische Auseinandersetzung missbraucht werden. Wir werden genau beobachten, welche Akteure sich an diese Regel des menschlichen Anstands halten werden und welche nicht.