Wind peitscht über den Hafen, weit entfernt zieht ein Gewitter über das Mittelmeer und bringt kühle Luft in das südsizilianische Pozallo. Niemand darf uns jetzt sehen, gerade nachts brausen Schnellboote der Küstenwache immer wieder vorbei und leuchten mit ihren Scheinwerfern in Richtung Strand. Hinter Felsen versteckt warten wir mit unserer Kameraausrüstung auf den entscheidenden Augenblick.
In den frühen Morgenstunden soll hier im Hafen das Schiff Aquarius der NGO „SOS Méditerranée“ anlegen, erneut haben sie einen guten Fang gemacht und 400 Migranten vor Libyen aufgesammelt. Wir sind gut vorbereitet, verfolgen minutiös die Schiffsbewegungen und haben uns auf eine Lange Nacht eingestellt.
Eine Nervenprobe: Das Schiff zieht vor der Küste Warteschleifen, ab und an erkennen wir in der Weite ihre Schiffsleuchten, dann verschwindet sie wieder in der Nacht. Es vergehen Stunden, in denen wir jeden Augenblick entdeckt werden könnten, aber wir behalten die Nerven – und warten weiter.
Die Asyl-Maschinerie läuft reibungslos
Dann geht alles ganz schnell: Kurz nach Sonnenaufgang erhebt sich der gewaltige Bug der Aquarius direkt vor der Hafeneinfahrt, Boote der Küstenwache flankieren das Schiff. Uns ist nicht verborgen geblieben, dass an der Anlegestelle im Hafen bereits eine gewaltige Asyl-Maschinerie angelaufen ist: Polizei, Rotes Kreuz, bewaffnete FRONTEX-Soldaten, Hubschrauber, Rettungskräfte, Transportbusse, Militär-Fahrzeuge, Carabinieri, Asylbeamte der EU und sogar ein Catering-Service. Was für eine Logistik!
Die Aquarius passiert die schmale Hafeneinfahrt; wir sind nur circa 20 Meter entfernt und sehen das Weiß in den Augen der mehreren hundert Migranten, die das komplette Schiffsdeck besetzen. Um das Ausmaß der von den NGOs unterstützten Völkerwanderung über das Mittelmeer wirklich zu verstehen, muss man das mit seinen eigenen Augen gesehen haben: Ein komplettes Schiff beladen mit – ausschließlich männlichen – Afrikanern, die für ein paar hundert Euro und glänzende Smartphones alles hinter sich gelassen haben. Schiffe wie die Aquarius kommen täglich hier an. Tag für Tag. Woche für Woche und Monat für Monat. Das wird nicht aufhören, wenn sie nicht gestoppt werden.
Wir haben unser Material im Kasten, aber das reicht uns nicht – jetzt wollen wir es wissen, sichern das Material und verstecken unsere Speicherkarten. Wir sind gut ausgerüstet und verwenden jetzt nur noch Technik, die uns im Notfall auch abgenommen werden könnte, ohne unserer Recherchearbeit ernsthaft zu schaden. Mit dem Auto fahren wir direkt durch den bewachten Hafeneingang zur Anlegestelle der Aquarius. Wir gehören dazu und verhalten uns wie die anderen Polizisten, linken Asylextremisten, Journalisten und Helfer.
Mit dem Bus ins Landesinnere
Neben unserem Auto laden FRONTEX-Soldaten ihre Gewehre, unser Puls sprengt jede Skala. Aber wir behalten die Nerven und wollen nicht weg. Jedes gewagte Bild mit der Kamera könnte uns enttarnen. Immer wieder greifen wir zur Tarnung unsere längst leeren Kaffeebecher und verstecken die Filmausrüstung. Dann beginnt die Entladung der Migranten: Die grauen Pavillons von ÄRZTE OHNE GRENZEN und der italienischen Asylbehörde sind ihr goldenes Tor in ein neues Leben. Seit 7 Uhr warten die Busfahrer auf ihre Passagiere, es geht über holprige Landstraßen in das innere Siziliens: Überall auf der Insel sind Aufnahmeeinrichtungen verstreut, bewacht von frustrierten Soldaten, bezahlt von unwissenden Steuerzahlern und bewohnt von abertausenden Nordafrikanern.
Die Busse verlassen den Hafen, wir folgen ihnen und fahren in die Richtung Mineo – das größte Migrantenlager Siziliens liegt in einem ruhigem Tal und wird schwer bewacht. Was wir dort sehen, lesen Sie im nächsten Teil des „Ein Prozent“-Reisetagebuches.
Unser Mitarbeiter Simon Kaupert ist als Beobachter der identitären Mission „Defend Europe“ im sizilianischen Catania vor Ort und berichtet in einem Reisetagebuch über seine Eindrücke und die Machenschaften der humanitären Schleuserbanden.