Von Jörg Dittus
Industrielle Landwirtschaft vergiftet unsere Böden und versorgt uns mit vergifteten „Lebensmitteln“. Sie ist ein Grundübel. Die romantische Verklärung des Landwirtes unserer Tage muss beendet werden. Er hat nichts mit dem Bauern gemein, den wir aus den Erzählungen unserer Großeltern kennen.
Ungleiche Verhältnisse
Intensiver Landbau raubt den Böden Nährstoffe, die mit petrochemischen und/oder tierischen Düngemitteln wieder zurückgegeben werden sollen. Allerdings werden nur wenige Nährstoffe ersetzt, die Böden werden ausgelaugt. Insbesondere tierische Dünger überlasten die Böden mit Nitrat und anderen Substanzen (siehe hierzu den Kommentar von Max Schmid in der Tagesstimme). Hinzu kommen der Einsatz schwerer landwirtschaftlicher Maschinen, die die Böden verdichten, sowie der Anbau in Monokulturen. Folge ist ein Rückgang der Biodiversität.
Diese Landwirte dienen Konzernen, die man als Lehnsherren unserer Zeit ansehen kann. Ein kleiner werdender Teil der Konzerne und Gesellschaften sind Eigentümer von immer mehr landwirtschaftlicher Nutzfläche. Oder anders: Die „Großen“ reißen immer mehr Land an sich, die Kleinen werden immer weniger!
In der Bundesrepublik ist die Eigentümerstruktur extrem undurchsichtig und nur schwierig zu entwirren. Ebenso in Sachen Saatgut: Landwirte sind vertraglich zur Verwendung bestimmter, meist nicht vermehrbarer Sämereien verpflichtet, die aufgrund der monokulturellen Anbauweise und massiven Überzüchtung auch gleich ein Paket an „chemischen Keulen“ gegen Krankheiten, Pilzen und Insekten zwingend notwendig machen – das vom Saatguthersteller gleich mitverkauft wird…
Falsch verstandene Aufstandsromantik?
Wer so anbaut, kann kaum als „Bauer“ im eigentlichen Sinne durchgehen. Sie versorgen nicht das eigene Volk mit hochwertigen Lebensmitteln, sie erzeugen Massenware in billigster Qualität. Man schaue sich nur einmal die Fleischpreise an. Ebenso wird häufig für den Export produziert, während landwirtschaftliche Erzeugnisse zur eigenen Bedarfsstillung importiert werden. Dies führt zu vielschichtigen Abhängigkeiten, die nicht im Interesse unseres Volkes sein können.
Sollten die Landwirte in den Niederlanden mit ihren Aufständen erfolgreich sein, gewinnen Konzerne an Macht, während der Staat diese in gleichem Maße einbüßen wird. Die Landwirtschaft ist grundlegend falsch aufgestellt und muss deshalb auch grundlegend neu aufgestellt werden. Die aktuellen Proteste haben zum Ziel, dass alles so bleibt, wie es derzeit ist. Das ist bei aller verständlicher Aufstandsromantik kein legitimes Anliegen für Protest.
Wem gehören die Böden, wo für das Volk produziert wird?
Wir brauchen einen gesunden Bauernstand, der uns mit echten Lebensmitteln versorgt. Dazu bedarf es kleinteiliger Höfe, auf denen zur Volksbedarfsdeckung hochwertige Nahrungsmittel erzeugt werden, die die Bezeichnung Lebensmittel wieder verdient haben. Das Export-Import-System muss beendet werden, wir können alle notwendigen landwirtschaftlichen Erzeugnisse selbst herstellen (Corona und der Ukrainekrieg haben deutlich gemacht, wie fragil die globale Abhängigkeit sein kann). Teil dieser Neuaufstellung der Landwirtschaft muss auch die Eigentumsfrage sein. Es kann kein privates Eigentumsrecht am Boden geben, auf welchem die Grundlage des Überlebens des Volkes gesichert werden soll. Der Bauer hat ein Nutzungsrecht auf dem Boden zur Versorgung des Volkes mit hochwertigen Lebensmitteln.
Die derzeitigen Entwicklungen, insbesondere im Bereich der Landwirtschaft sind nicht Ausdruck eines kommunistischen Weltstaates. Wir leben in einer kapitalistischen Welt. Die Tatsache, dass dieser Kapitalismus nicht in Reinform vorliegt, heißt noch lange nicht, dass es kein Kapitalismus ist. Staatliche Eingriffe bedeuten keinen Sozialismus oder gar Kommunismus, sondern sind notwendig, um den Kapitalismus zu erhalten. Dies war der Grund für die „Soziale Marktwirtschaft“ und ist heute der Grund für „Green New Deal“. [Benedikt Kaiser in „Kritik des grünen Kapitalismus“, in Die Kehre – Zeitschrift für Naturschutz, Heft 07, Oikos Verlag, Dresden 2021.]