Dass die Nerven des Establishments blank liegen, zeigt ein Fall aus Dresden: Die engagierte Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen (hier geht es zum Video-Porträt) wurde gestern aufgrund ihrer politischen Ansichten durch eine Mitarbeiterin der Amadeu Antonio Stiftung von der Tagung „Die neue Mitte? Rechte Ideologien und Bewegungen in Europa“ im „Deutschen Hygiene-Museum“ (u.a. in Kooperation mit dem „Kulturbüro Sachsen e.V.“) ausgeschlossen. Im „Ein Prozent“-Interview nimmt sie Stellung zu den haltlosen Vorwürfen und dem undemokratischen Handeln der Verantwortlichen.
Frau Dagen, Sie waren am Mittwoch bei der Tagung „Die neue Mitte?“ des Deutschen Hygiene-Museums – und wurden unsanft des Raums verwiesen. Was ist dort passiert?
Ich habe mich für die Tagung aus privatem Interesse angemeldet und war seit Montag als Teilnehmerin anwesend und mit einem Namensschild wie andere auch versehen. Laut Programm gab es Vorträge zu themenrelevanten Sachgebieten und auch Workshops, die zeitgleich stattfanden und zu denen man sich per öffentlicher Liste anmelden sollte. Am Montag war der von mir präferierte Workshop schon voll, da war ich am Dienstag und Mittwoch etwas schneller mit meiner Entscheidung. Der Workshop mit einer Mitarbeiterin der Amadeu Antonio Stiftung zum Thema „Echokammern und Filterblasen“ schien mir interessant. Leider wurde ich dazu nicht eingelassen, sondern mit der Feststellung konfrontiert, dass ich mit Ellen Kositza befreundet wäre und die Referentin mich aus diesem Grund nicht dabeihaben wollte. Sie betrachte, so sagte sie, den Workshopraum als einen geschützten Ort, in dem von den Teilnehmern Privates erzählt werden würde, was nicht nach außen dringen solle. Man wüsste ja nicht, wie ich mit diesem Wissen umgehen würde. Die Teilnehmer wären von meiner Anwesenheit entsprechend verunsichert und ängstigen sich, teilweise als Opfer rechter Gewalt. Die Stiftung schrieb in ihrer Stellungnahme, die Referentin Simone Rafael hätte mich „freundlich und bestimmt gebeten, von einer Teilnahme abzusehen“.
Was waren die Vorwürfe, die Ihnen die Referentin Simone Rafael und die Museumsleitung zur Last legten?
Meiner Nachfrage bei der Tagungsleitung folgte eine Abfolge von Spekulationen über meine Verbindungen zur rechtsextremen Szene, gipfelnd in der Assoziation, wenn ich mit Frau Kositza befreundet wäre, müsse ich ja auch Beziehungen zum Institut für Staatspolitik unterhalten, was in deren Augen eindeutig für Rechtsextremismus steht. Auf meinen Hinweis bezüglich der juristischen Auslegung, die noch immer vom Grundgesetz und vom Strafgesetzbuch abhängig wäre, verriet man mir, dass es am Vortag schon Beschwerden über meine Teilnahme gegeben hätte, diese aber im Hinblick auf das angestrebte demokratische Miteinander abgelehnt worden wären.
Bereits die Tage zuvor waren Sie bei der Tagung zugegen – wurden Sie dort angefeindet?
Nein, überhaupt nicht. Ich hätte in den Pausen auch gern für Gespräche zur Verfügung gestanden, denn augenscheinlich kursieren über mich in der sogenannten „Zivilgesellschaft“ die wildesten Gerüchte.
Weswegen haben Sie sich für die Tagung angemeldet – und wie lautet Ihr Fazit zu den Inhalten?
Ich bin seit 2015 und seit den sich manifestierenden gesellschaftlichen Veränderungen ein sehr politischer Mensch geworden. Und in meiner Tätigkeit als Buchhändlerin und Kulturveranstalterin auch politisch agierend. Ich bin sehr interessiert an differenzierten, multiperspektivischen Sichtweisen, Weltanschauungen und Lebensmodellen. In diesem Sinne habe ich mich für die Tagung angemeldet, von der ich hoffte, dass meine Vorstellungen diesbezüglich auch in der Zuhörerschaft einen Niederschlag finden würde und es zu konstruktiven und diskursiven Diskussionen kommen würde. Leider bestand das Publikum vornehmlich aus Studenten, entsprechend einfach strukturiert waren die von mir besuchten Vorträge. Ich habe für mich nichts Neues mitnehmen können. Die Marschrichtung war klar vorgegeben. „FDJ-Studienjahr“ ist da meine biographische Parallele.
Was ist Ihre persönliche Konsequenz aus dem „Rauswurf“? Werden Sie wiederkommen?
Ich erlebe diese Ausgrenzungsmechanismen seit 2016 am eigenen Leibe, da legt man sich besser ein dickeres Fell zu. Zudem bin ich Leserin und habe für Allermeistes wahre Empathie. Ich bleibe, wo ich bin – in meiner herrlichen Buchhandlung, dem BuchHaus Loschwitz in Dresden. Ich bin Langstreckenläuferin, bildlich gesprochen.
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In Zeiten verstärkter Repressionen gegen Andersdenkende ist patriotische Solidarität das Gebot der Stunde. Jeder kann seinen Beitrag leisten: Werden Sie selbst aktiv, gründen Sie Vereine, bilden Sie Netzwerke oder unterstützen Sie die bestehenden Strukturen finanziell oder ideell. Als Graswurzelbewegung unterstützt die Bürgerinitiative „Ein Prozent“ zahlreiche vielversprechende politische und kulturelle Projekte in ganz Deutschland.